diese seite wurde für die darstellung mit netscape communicator 4 oder ms internet explorer 4 mit aktivierter javascript-unterstützung optimiert.
b.o.f.h.
 
  bastard operator from hell  


Die Kandidaten, die sich zu einem Vorstellungsgespräch mit dem B.O.F.H. und dem PJ einfinden, sind zu bemitleiden. Nachdem sie an der offiziellen ´Betriebsbesichtigung´ teilnahmen, finden sie sich auf dem Parkplatz wieder ...

Nach der anstrengenden Auswahl potentieller Nachfolger für den Posten des Chefs sind nur noch wenige Kandidaten übriggeblieben, von denen einer sogar nur außerhalb unserer wahrnehmbaren Welt existiert ...
 
Die hartnäckigen Leute aus der Personal-Abteilung bestehen also darauf, daß wir uns mit drei Bewerbern zum Gespräch treffen.
 
Unser erstes Opfer ist ein ehemaliger Technikmanager, dessen ´technische´ Fähigkeiten darin bestehen, daß er die Fahrtrichtung der U-Bahn korrekt voraussagen kann.
 
Wir treffen uns in einem Verhandlungsraum der Wohlfühl-Abteilung und lauschen dem Typen aus der Personal-Abteilung, der darüber referiert, was die Firma macht, wo sie ihre Filialen hat, was sie wert ist ...
 
Die Augen des Bewerbers beginnen abwesend zu glänzen (natürlich hat er kein neues Actionspiel auf seinem persönlichen Assistenten installiert, das er gegen den PJ spielen könnte).
 
Plötzlich merke ich, daß die monotone Stimme des Personalers fehlt. Also blicke ich hoch, um festzustellen, daß er mich erwartungsvoll anstarrt.
 
"Hmmm", sage ich und spiele tiefes Nachdenken. "Ähmmm, nur eine Frage noch - wenn sie eingestellt würden, wo würden sie ihre Rolle bei der Beschaffung von neuer Technik und Software für die Nutzung in der Firma sehen?"
 
"Eine gute Frage", antwortet er, immer bemüht, nicht zu herablassend zu klingen. "Ich würde mich hauptsächlich mit der Analyse, der Installation und dem Test neuer Ausrüstung beschäftigen. Sie als technikorientierte Menschen sind ja sicher eher auf die Handarbeit orientiert - das Lösen von Problemen, die die Nutzer quälen, und ähnliches - also werde ich mich um neue Technik und Software kümmern, damit sie sich ganz ihren Aufgaben im Rahmen der Nutzerbetreuung widmen können."
 
"Aha", kommentiere ich vieldeutig. "Nun, das beantwortet meine Frage - vielleicht haben sie Interesse an einer Betriebsbesichtigung?"
 
"Das wäre großartig!" ruft er fröhlich in der Annahme, daß eine Betriebsbesichtigung bedeutet, ihm sei der Posten sicher.
 
"Hervorragend", antwortet der Personaler. "Simons Assistent wird sie sicher gern durch unsere Firma führen und sich um sie kümmern."
 
Der PJ nickt und begleitet Bewerber Nummer Eins nach draußen.
 
Bewerber Zwei erscheint, und er gleicht dem ersten, mit der Ausnahme, daß er noch weniger kompetent im Umgang mit Technik ist - wenn dies einem Menschen überhaupt möglich sein sollte.
 
Ich lehne mich zurück, um ein weiteres Kapitel der Firmengeschichte kennenzulernen ...
 
"ENTSCHULDIGUNG! Ich muß mit meinen Gedanken wohl etwas abwesend gewesen sein!!" rufe ich, als ich aufschrecke. "Ich habe die Nacht damit verbracht ... ähm ... die ... die Verfügbarkeit der Bandmaschinen zu sichern."
 
"Haben sie noch Fragen an diesen Bewerber?" fragt der Personaler.
 
"Nur eine", murmle ich und wiederhole die Frage, die ich vorhin gestellt habe.
 
"Nun, ich werde natürlich einen gewissen Einfluß auf Einkaufsentscheidungen nehmen - prüfen, ob die Technik oder die Software den Anforderungen der Firma genügt etc., aber davon abgesehen werde ich es ihnen überlassen zu entscheiden, ob die Bedürfnisse der Nutzer befriedigt werden."
 
Hm, knapp am Ziel vorbei ist auch vorbei.
 
"Vielleicht haben sie Interesse an einer Betriebsführung", kommt mir der Personaler zuvor. Ein Nicken zum PJ ist so gut wie ein Wink, also sind sie augenblicklich verschwunden.
 
Der dritte Kandidat ist aus dem gleichen Holz geschnitzt wie seine Vorgänger. Er verschwindet zur Betriebsbesichtigung als der Vertreter der Personal-Abteilung zum Lebenslauf des letzten Kandidaten greift. "Ich muß zugeben, daß dieser Lebenslauf sehr beeindruckend aussieht", sagt er. "Ich glaube, wir werden ihn und den ersten Bewerber zu einem zweiten Gespräch einladen, wenn er hält, was der Lebenslauf verspricht."
 
"Oh, der erste Bewerber wird nicht zurückkommen, fürchte ich." wirft der PJ wie zufällig ein.
 
"Und weshalb wird er nicht zurückkommen?"
 
"Nun, sie sagten, wie sie sich sicher erinnern, ich solle mich um ihn kümmern ..."
 
"Ja - und ihn ein wenig herumführen!"
 
"Oh! Ich fürchte, daß ich ihre Anweisung falsch interpretiert habe."
 
"Sie haben doch nicht etwa schon wieder das Feuerlöschgas im Rechnerraum getestet?"
 
"Uh ..."
 
"Mein Gott!" ruft der Personaler. "Das kann doch nicht wahr sein!"
 
"Ich kann es auch kaum fassen!!" rege ich mich auf. "Wissen sie eigentlich, wie teuer das Löschgas ist? Und denken sie an die Ozonschicht!"
 
Der Personaler sieht aus, als würde er gleich explodieren ... weshalb wir ihm wohl besser nicht sagen sollten, daß der PJ die beiden anderen Kandidaten am Hinterausgang in der Tiefgarage ausgesetzt und versprochen hat, daß wir uns bei ihnen melden würden, wenn die Hölle zufriert.
 
"Wie konnten sie nur annehmen, daß ich das meinte ..."
 
"Aber so habe ich ihre Anweisung auch ausgelegt!" rufe ich.
 
"Aber wir sind doch ein Unternehmen und nicht irgendeine Untergrundbande!"
 
"Was der Geschäftsführer dazu wohl sagen wird ..." keucht der PJ.
 
Ich schüttle den Kopf, so daß der PJ (wie geplant) verstummt.
 
Zwei Tage später ist der Arbeitsvertrag bestätigt und die drei beteiligten Personen haben Stillschweigen über die genauen Umstände vereinbart.
 
Er glaubt, daß wir ihn nicht anschwärzen und als Gegenzug hat er, ohne Vorstellungsgespräch, den Kandidaten als Chef eingestellt, den wir uns gewünscht haben - den es in Wirklichkeit gar nicht gibt, sondern nur auf dem Papier ...


 
b.o.f.h.

© Simon Travaglia, 19.05.1999, Übersetzung: thomas w., 2001.