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bastard operator from hell | ||
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Als die Not am größten ist, leiht der B.O.F.H. seine helfende Hand der Nutzerbetreuung. Dabei spielt eine gewisse Menschenliebe zwar eine Rolle, doch wichtiger noch ist die Aussicht auf zusätzliche Einnahmen ...
Ich bin so nett, daß ich einen Orden verdiene! Als herzensguter Mensch habe ich mich entschlossen, in der Nutzerbetreuung auszuhelfen, als diese dringend Hilfe braucht. Es scheint, daß sie wegen des Winterwetters und der Urlaubszeit chronisch unterbesetzt ist. Der PJ, gepriesen sei er, ist vom gleichen Geist der Aufopferung beseelt und hat angeboten, mir dabei zu helfen, die Nutzer zu bewachen - ich meine, mir dabei zu assistieren, wenn ich ihnen helfe. Seit unserem letzten Besuch hat sich nicht viel verändert. Nun, jetzt scheint die Sonne und ich schleppe keinen Sack und kein Brecheisen mehr mit mir herum, doch davon abgesehen hat sich wenig geändert. "Das", belehre ich den PJ. "Das ist ein Telefon. Sie haben bestimmt schon Menschen gesehen, die dieses Gerät benutzen. Jetzt können sie es ebenfalls versuchen." Ich ignoriere die Geste des PJs, die unter normalen Umständen wohl etwa dies ausdrücken würde: "sie haben sicher eine erfüllende sexuelle Beziehung mit ihrer rechten Hand" (was ich wohl fehlinterpretierte als: "Ich sehne mich nach einem verdammt guten Tritt in den Hintern. Könnten sie mir den Gefallen tun?"), und kümmere mich um die Arbeit. "Sie nehmen die Leitungen 1, 3 und 5, ich nehme die 2, 4 und die 6." lege ich fest. "Was? Ich dachte, wir leiten alle Anrufe zu dieser religiösen Motto-des-Tages-Nummer um und schauen uns auf ihren Festplatten nach interessanten und belastenden Daten um!" jammert der PJ eingeschnappt. "Das wäre reine Zeitverschwendung", antworte. "Ich habe doch die gesamte gute Hardware durch die ausgemusterte aus unserem Lager ersetzt, damit wir nun von jeder Etage aus ein Quake II-Netz aufbauen können." "Sie meinen, wir können nicht einmal Quake auf diesen Rechnern spielen?" "Ich fürchte, daß das hier wirklich unmöglich ist. Diese Rechner werden sich schon freuen, wenn sie uns ANSI-Grafiken zeigen können, von SVGA ganz zu schweigen." "Aber ..." schnappt der PJ ein. "Kein Widerspruch. Wir werden unsere Zeit sinnvoll dazu nutzen, unsere Nutzer etwas besser kennenzulernen. Wir haben uns in diesem Jahr zu sehr von ihnen isoliert - es wird Zeit, daß wir unsere Beziehungen erneuern!" Meine Selbstlosigkeit stimmt mich ein wenig nachdenklich, aber ich schlucke die Übelkeit hinunter und fahre fort. "HIER!" rufe ich. "Stimmen wir unsere Ausredenkalender aufeinander ab. Seite 47, Hypotropisch-osmotische Datenverluste." Die Augen des PJs leuchten kurz auf als seine Gedanken abschweifen, doch er ist sofort wieder hellwach und hört mir zu. "Ich werde es H.O.D. nennen", murmelt er, als er sein Bewußtsein wiedererlangt. "In Ordnung! Dann kann das Spiel beginnen!" rufe ich. "Spiel? Welches Spiel?" fragt der PJ. "Sie werden es herausfinden ..." "Ich weiß noch immer nicht, wieso der Chef das erlaubt hat", ruft der. "So dumm kann er doch gar nicht sein." "Er war nicht so dumm", antworte ich lächelnd. "Aber er wurde versetzt. In unsere Filiale in Leeds, nachdem er zu Beginn der Woche einen kleinen Unfall hatte." "Ja?" fragt der PJ voller Neugier. "Es war tragisch." "WIRKLICH?" Sein Interesse wächst. "Es scheint so, als hätte er sich bei diesem Training zum Thema "Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz", das uns die US-Zentrale verordnet hat, ein wenig gehenlassen." "Das Training, für das sie all die netten Leute aus der Geschäftsführung zusammengetrommelt haben? Hat er gesagt, er nehme an, das sei ein Training, bei dem vorgeführt wird, wie man das macht?" "Nein - offenbar hatte er etwas bei sich, das er bei dem Zusammentreffen nicht einziehen konnte. Ja, so könnte man es wohl am besten ausdrücken ..." "Sie meinen, er hatte einen ..." "Anscheinend. Er hat wilde Verdächtigungen geäußert und behauptet, jemand hätte Viagra in seinen Kaffee gemischt, aber ich frage sie ..." "Abartig", pflichtet mir der PJ bei. "Wo wir beim Thema sind, Kaffee?" "Ja, aber nehmen sie nicht den Instantkaffee bevor ich Zeit hatte, ihn auszutauschen." "Sie verdammter ..." Unsere Unterhaltung wird durch den ersten Anruf an diesem Tag unterbrochen. "Hallo, wie kann ich ihnen helfen?" frage ich in einem Tonfall, der nur als guter Wille gedeutet werden kann. "Hallo, mein Rechner vergißt ständig die Zeit, und mein Kollege meinte, das könne an der Batterie in dem PC liegen!" "Wie alt ist der Rechner?" frage ich. "Drei Monate." "Normalerweise fallen die Batterien nicht so schnell aus." antworte ich. "Ich denke, es liegt daran, daß ihr Rechner beim Starten die aktuelle Zeit vom Netzwerkserver holt, er aber nichts damit anfangen kann, weil ihre Zeitzoneneinstellung nicht GMT ist." "Nun ..." >Klickklick< >Klickklich< "Genau, da steht Winnipeg! Wo zum Henker ist Winnipeg?" "In Kanada, glaube ich", antworte ich hilfsbereit. "Vielen Dank!" "Keine Ursache!" antworte ich und lege auf. Der PJ ist geschockt. "Was war denn das?" ruft er ungläubig. "Oh, habe ich es ihnen nicht gesagt? Darum geht es in dem Spiel. Alles oder nichts. Wer als Erster eine spitze Bemerkung zu einem Nutzer machte, zahlt am Freitag für die Biere." "Das klingt nicht wie ein Spiel." murrt er. "Und nach Spaß schon gar nicht!" "Wollen sie LIEBER MONOPOLY spielen?!" "Nun, nein, aber das ist nicht die Art von Spielen, die Spaß machen!" "Ich glaube, sie sind ein FEIGLING!" verhöhne ich ihn. "Mitnichten!" ruft der PJ. "Das scheint eher auf sie zuzutreffen." "In Ordnung. Ich übernehme Leitung 1, was die Anzahl potentieller Anrufer für mich verdoppelt. Jetzt zufrieden?" Der PJ nickt - dann grinst er, als ein Anruf auf Leitung 1 kommt. Vielleicht habe ich doch etwas zu hoch gepokert und mich und meine Leidensfähigkeit ein wenig überschätzt ... |
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© Simon Travaglia, 04.02.1999, Übersetzung: thomas w., 2000. |