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bastard operator from hell | ||
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Als der B.O.F.H. das Büro des Chefs verwanzt, ahnt er noch nicht, daß die Technik, die er installiert, auch einen verrückten Erbsenzähler davon abhalten wird, Unheil anzurichten ...
Der PJ und ich sitzen im Büro und unterhalten die Nutzer unseres Netzwerkes damit, daß wir ihre Netzwerkadressen immer dann ändern, wenn sie versuchen, ihre E-Mails abzurufen, als der Netzwerkmonitor ein Alarmsignal gibt . "SE?" murmelt der PJ. "Was zum Henker bedeutet SE?" Er klickt auf das zugehörige Symbol, um weitere Informationen abzurufen. "Der Alarm kommt aus dem Büro des Chefs." Er spürt meine unterdrückte Panik, also kehrt er zur ursprünglichen Fragestellung zurück: "Was zum Teufel ist SE?" "Das ist das neue maßgeschneiderte Stück Technik, das ich erfunden und installiert habe." antworte ich. "Es hat also etwas mit dem Netzwerk zu tun?" "Ja. Es schickt eine Netzwerknachricht an mich als Antwort auf das Eintreten bestimmter vordefinierter Umstände." "Umstände, die zweifellos mit dieser kryptischen Abkürzung zu tun haben?" "Genau." "Eine Abkürzung, die was bedeutet?" seufzt der PJ und verliert die Beherrschung. "Schwachsinns-Erkennung." "Schwachsinns-Erkennung?" "Ja, Schwachsinns-Erkennung. Ich habe herausgefunden, daß es völlige Zeitverschwendung ist, wenn ich mir täglich stundenlang die Aufzeichnungen der Gespräche des Chefs mit seinen Gästen anhöre, nur um herauszufinden, welche Ideen er oder sie entwickeln. Und deshalb habe ich eine Kombination aus Hard- und Software entwickelt, die diese Aufgabe für mich übernehmen kann." "Die woraus besteht?" fragt der PJ mit wachsender Neugier. "Ah, ein Programm zur Spracherkennung, das Gespräche mit Rücksicht auf bestimmte Schlüsselworte belauscht, wenn sie zusammen mit anderen Worten fallen." "Welche Schlüsselworte?" "´Einkauf´, ´anschaffen´ oder ´investieren in´ - in Verbindung mit ´neue Technologie´, ´aktualisierte Software´ etc., und noch ein paar anderen Sachen, die nur Ärger für uns bedeuten können." "Worte wie ´Budget für Wartungsarbeiten´?" "Ganz genau. Der Chef sollte eigentlich nur darüber reden, wenn er es erhöhen will. Und das kann eigentlich nicht ausbleiben, nachdem ich mich gestern darum bemüht habe, die Erbsenzähler in unser System zu integrieren, die noch dieses antike System für ihre Sicherheitskopien benutzt hatten." "Ihre Bemühungen um Nutzer ... Oh, sie meinen, sie haben die Maschine angezündet und aus einem Fenster in der dritten Etage geworfen?" "Ich habe die Maschine nicht angezündet! Das war eine spontane Selbstentzündung, wie sie bei alten Rechnern schon einmal vorkommen kann - die Boulevardpresse berichtet doch immer wieder darüber. Und nebenbei war es der sicherste Weg, das Ding gefahrlos loszuwerden, wenn man bedenkt, daß weit und breit kein Feuerlöscher bereitstand." "Drei Etagen tiefer gab es aber auch keinen, oder?" fragt der PJ spitzbübisch. "Ich glaube nicht, aber ich sehe nicht, was das mit ..." "Als das brennende Ungetüm durch das offene Verdeck des Wagens des Chefs der Erbsenzähler stürzte, das dort parkte, hat es dieses in Brand gesteckt." "Ein Zusammentreffen unglücklicher Umstände." "Unglückliche Umstände?" "Ja, aber ich frage mich wirklich, was sie damit andeuten wollen." "Nichts, nichts." erwidert der PJ unschuldig. "Es hat mich nur interessiert. Aber zurück zu dieser Schwachsinns-Erkennung. Auf welchem System läuft das Programm? Bestimmt kein Gerät, das der Chef entdecken könnte - oder das er vermissen könnte, wenn es nicht dort ist, wo er es erwartet?" "Nun, das ist ja das schöne an der Sache. Weil ohnehin schon jede Menge Technik in seinem Büro herumsteht, hat er doch diesen Ventilator, der ganz zufällig dem Kühler, von dem sich die anderen Nutzer schon verabschiedet haben, ziemlich ähnlich sieht." "Doch nicht dieses monströse Ding aus Eisen, das in der sechsten Etage herumstand und dessen Teile angeblich aus Tschernobyl stammen, die gefährlich hohe Strahlendosen aussenden!!" "Genau das ist es." "Ich hätte nicht geglaubt, daß man ihnen diese Geschichte glaubt." "Nun, am Anfang waren sie auch mißtrauisch, doch nachdem ich diesen schwarzen Stift den Röntgenstrahlen im Krankenhaus ausgesetzt hatte, konnten sie das Gerät nicht schnell genug loswerden." "Tatsächlich", erwidert der PJ unwirsch. "Und wie haben sie das Monster dann in die Decke eingebaut?" "Nun, unser Hausmeister George hat mir dabei geholfen, es hochzustemmen, weil er den Originalventilator für sein Bad haben wollte." "Ein fairer Handel." sagt der PJ. "Aber was bedeutet nun die Warnung?" "Nun, es gibt ganz einfach einen Schwellenwert für den Schwachsinnsanteil im Gespräch: je mehr Schwachsinn im Büro des Chefs geredet wird, desto mehr Datenverkehr wird hier gemeldet - auf diese Weise kann auch niemand Verdacht schöpfen." "Und wie hoch ist der Anteil jetzt? Und wer ist beim Chef?" "100 Prozent und Dave C., wenn ich mich nicht irre." "Das bedeutet also, daß Dave C. jetzt im Büro des Chefs steht und ihn mit Vorschlägen eindeckt, welche Geräte wir anschaffen sollten, Gelder, die man ihm dafür geben sollte ..." "Er ist ein selbsternannter Computer-Experte, oder?" fragt der PJ vorsichtig. "Korrekt. Es gibt ein Gerücht, daß er seine eigene Tastatur einmal ganz allein angeschlossen hat, aber sie wissen ja, was die Nutzer so reden." "Aber ist das nicht schlimm?" "Natürlich." antworte ich und deute auf meinen Monitor. "Sehen sie hier den 30 Sekunden-Durchschnitt. Solange hält der Chef es durchschnittlich durch, Vorschläge abzulehnen." "Aber jetzt liegt der Wert bei Null!" "Und das bedeutet?" "Er wird Dave erlauben, unser Budget auszugeben." Gleichzeitig springen wir auf und rennen zur Tür, um den Chef vor der Fehlentscheidung zu bewahren. Doch bevor wir am Ort des Geschehens ankommen, hat der Computergott schon eine Entscheidung gefällt. Später rekonstruieren der PJ und ich die Geschehnisse. "Offenbar hat er versucht, den lärmenden Ventilator zu reparieren, indem er mit dem Regenschirm des Chefs gegen die Deckenverkleidung klopfte, was den Lüfter auf dem Dachbalken aus dem Gleichgewicht brachte, der dann den Gesetzen des Schwerkraft folgte und dabei unseren selbsternannten Fachmann traf." vollendet der PJ. Gerechtigkeit setzt sich offenbar doch noch durch. |
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© Simon Travaglia, 16.12.1998, Übersetzung: thomas w., 2000. |