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bastard operator from hell | ||
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Als der B.O.F.H. sich zur Teilnahme an Therapiesitzungen entscheidet, will er frei über Probleme reden. Doch über wessen Probleme soll er sprechen? Erpressung liegt in der Luft ...
An einem Morgen komme ich zur Arbeit und sehe einige Plakate in der Nähe des Kaffee-Automaten, die im Auftrag der US-Zentrale aufgehängt wurden und im Rahmen ihres Gesundheits- und Wohlstandsplanes ´für alle Mitarbeiter´ (was die Hälfte der Angestellten schon einmal ausschließt) für kostenlose Therapiesitzungen für jeden, der meint, er brauche sie, werben sollen. "Das ist doch verrückt!" sage ich dem PJ, als er später auftaucht und zeige ihm eines der genannten Plakate. "Wieso?" fragt er und klingt irgendwie verdächtig nach jemandem, der ernsthaft mit dem Gedanken spielt, das Angebot anzunehmen. "Bittttteeee! Wer würde denn schon ernsthaft die Mühe auf sich nehmen, sich während der Arbeitszeit hinunterzubegeben, um sich darüber zu beschweren, daß er nicht von seiner Mutter gemocht wurde oder eine Heidenangst vor Zugfahrten durch Tunnel hat?" "Bitte?" fragt der PJ, der sich offensichtlich nicht gut mit Freud auskennt. "Sehen sie, die halbe Belegschaft jammert sich doch ohnehin schon ständig die Ohren voll, wie schwer sie es haben. Das würde dieses Geheul ja nur noch legitimieren!" "Sie haben wirklich ein Problem damit, oder?" stichelt der PJ. "Vielleicht sollten sie jemanden aufsuchen, der ihnen behilflich bei der Erforschung ihrer Gefüh ..." (Einen langen und lautstarken Schrei später): "So, haben sie verstanden, was ich ihnen zu erklären versuchte?" frage ich und öffne die Schublade wieder, die die Familienjuwelen des PJs enthält (Wie das anatomisch und möbeltechnisch realisiert wurde, weiß ich nicht. [thomas w.]). "Ja. Ja." schnappt der PJ auf seinem Weg zum Boden nach Luft. "Aber ..." "Aber?" rufe ich und öffne die Schublade für die zweite Runde. "Aber glauben sie nicht, daß das Management weiß, daß die Belegschaft viel Zeit mit Jammerei verschwendet ..." "Und nun versucht, diese Verschwendung dadurch einzudämmen, indem der ganze Prozeß quasi ´legalisiert´ wird?" vollende ich. "Ja. Wenn sie wirklich Hilfe statt der Möglichkeit zum Grollen bekommen ..." "... könnten sie produktiver arbeiten?" "Genau!" "Ich sehe, worauf sie hinauswollen. Aber ich glaube nicht, daß das Management viel darüber weiß, wie gern sich die Belegschaft tatsächlich beschwert. Aber trotzdem sollte man einmal ein Auge darauf werfen ..." Und so kommt es, daß ich zwei Tage später diese Therapie-´Sache´ selbst in Augenschein nehme. "... was wir hier benutzen, nennt man ´RET´ - rational-emotionale Therapie. Dabei geht es darum, daß wir sie auffordern, sich ihren Problemen zu stellen, indem sie sie als solche identifizieren und die Ursachen für ihr Auftreten finden." "Aha." unterbreche ich ihn, um meinen Fall in ein Langweiligkeitskoma zu verhindern. "Ich habe schon einige Therapien versucht, meistens ´ZBC´, aber das scheint nicht zu funktionieren - meine Probleme sind bei der nächsten Sitzung wieder da." "ZBC? Damit bin ich nicht vertraut." "ZBC? Zehn Bier und eine Curry-Wurst. Jeden Freitag unten am Imbiß und dann im Pub um die Ecke." "Ja, sehr drollig." kommentiert er und lehnt sich in seinem Sessel zurück. "Nun können wir aber darüber reden, was sie zu mir führt?" "Natürlich! Ich bin daran interessiert, alles zu erfahren, was sie von der Belegschaft gehört haben!" "Verzeihung?" "Sie wissen schon, die schmutzigen Dinge - wer ist ein Bettnässer, wer hat eine Vorliebe für kleine pelzige Tierchen - solche Sachen." "Alle Informationen, die ich erhalte sind gehei ..." "Wie die, daß der Chef impotent ist?" frage ich. "Wie haben sie das ...?" "Es steht alles in ihren Notizen", murmle ich. "Ich tippe sie nicht in den Computer ein!" "Aber sie machen sie sich auf einem Schreibblock, der von der Überwachungskamera am Lift beobachtet wird ..." "Aber ich stenographiere!" "Diese abgekürzte Schreibweise?! Der Prozessor brauchte acht Minuten, um sie zu analysieren ..." "Aber ..." "Finden sie sich damit ab - ich werde sowieso sagen, sie hätten geplaudert. Also können sie es mir auch gleich sagen." "Das kann ich nicht. Ich habe einen Eid geschworen!" "Den, daß sie im Suff nicht plaudern" "Wir benutzen Begriffe wir ´Suff´ nicht." "Oder ´unkorrektes Verhalten´?" "Was wollen sie wirklich?" "Schmutz!" "Oh, alles klar!" ruft er ärgerlich. "Ihr Chef hat eine irrationale Angst vor elektrischen Tackern." "Das ist nicht irrational. Beinahe jedem, den ich kenne, geht es so! Der PJ hat Alpträume deswegen. Oh, und wegen Schubladen, wenn ich mich nicht irre ..." "Und eine ihrer Telefonistinnen meint, sie sei eine Nymphomanin." "Wie heißt sie!?" ruft der PJ und kommt hinter der Tür hervor. Wirklich, er sollte weniger Fleisch essen ... "Kleine Fische", beschwere ich mich. "Ich will den echten Schmutz hören. Den, über den wirklich niemand etwas wissen soll ..." "Den gibt es nicht!" "Der Bruch der Schweigepflicht zieht Maßnahmen der Personalabteilung nach sich, oder?" wende ich mich an den PJ. "Natürlich." zwitschert er mit einem teuflischen Grinsen. "Sie haben gewonnen", stöhnt mein Therapeut und beginnt sich zu erleichtern ... Nach dieser Sitzung fühle ich mich wirklich besser. So gut sogar, daß ich mich zu wöchentlichen Sitzungen durchringe ... "... für etwa zwei Wochen, bis Gerüchte aufkommen, daß Geheimnisse gar nicht so geheim sind", erkläre ich dem PJ, als ich am frühen Freitagnachmittag meine ZBC-Therapie beginne. "Wird das wirklich so lange dauern?" fragt der PJ. "Ich weiß nicht. Fragen sie mich nach dem sechsten Bier noch einmal, wenn die ´Arbeiter´ hereinkommen. Ich spüre, daß meine Therapie Wirkung zeigt und mich ein großes Redebedürfnis überkommt ..." "Klingt unangenehm ..." "Vielleicht. Jetzt sind sie dran, für meine Therapie zu bezahlen, oder?" murmle ich und reiche ihm mein leeres medizinisches Glas. Das ist es, was Therapien erfolgreich macht - man muß sie nur wollen, dann sind sie auch erfolgreich. |
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© Simon Travaglia, 18.11.1998, Übersetzung: thomas w., 2000. |