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bastard operator from hell | ||
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Nichts lieben der B.O.F.H. und der PJ mehr als die Herausforderung - abgesehen von Gewalt, doch ein hinterhältiger und listiger Plan fordert letztere geradezu heraus ...
"Hallo, hier ist Sonya, die persönliche Assistentin von David. Ich soll für ihn ein paar Dinge klären, bevor er zurückkommt." "David?" "Ihr Chef." "Ist das sein Name? Er hat keine Assistentin." "Jetzt hat er eine. Er hat gelesen, wie gut ihre Hilfe beim Klären von Dingen ist ..." Ich schalte ab, während sie mir lang und breit die Vorteile persönlicher Assistentinnen erklärt. Immerhin muß ich mit leichter Verwunderung feststellen, daß der Chef seine Management-Magazine während seines Erholungsurlaubs vom Streß am Arbeitsplatz gelesen hat. Es ist schon überraschend, wie manche Leute auf 100 Volt reagieren, die gewissen Körperteilen in ihrem Bürosessel verabreicht werden ... Leider bedeutet die Anwesenheit einer persönlichen Assistentin für uns eine zusätzliche Schwierigkeit, die es zu überwinden gilt, wenn der PJ und ich unseren Plan in die Tat umsetzen wollen, dem Chef etwa dreißig Zentimeter seines Büros zu stehlen, um unser Büro entsprechend zu vergrößern - eigentlich eine leichte Aufgabe, da wir ein paar Bauleute kennen, die uns noch einen Gefallen schulden. Dieses Arschloch von einem Chef! "Wie kann ich ihnen helfen, äh ..." "Sonya", stößt sie hervor, offenbar ein wenig verärgert darüber, daß ihr Name meinem Kurzzeitgedächtnis schon wieder entfallen ist. (Ich nutze bei solchen Sachen nur meinen mentalen Zwischenspeicher, da sie ohnehin bald Geschichte sein wird ...) "Natürlich. Nun, wie kann ich ihnen helfen, äh ..." "SONYA!" stößt sie erneut hervor. "David will, daß ich die Einkäufe überprüfe, für die er die Bestellungen unterzeichnet hat. Er will wissen, ob alles korrekt geliefert wurde." "Das ist schon geschehen, als die Technik geliefert wurde", antworte ich, denn ich habe den Plan des Chefs schon durchschaut. Da er zur Zeit nicht in der Lage ist, herauszufinden, ob der PJ oder ich Technik gestohlen haben, die geliefert wurde, hat er neues Blut darauf angesetzt - jemanden, der noch nicht weiß, wie solche Versuche meistens enden. Ich glaube, sie hat gute Chancen, beim nächsten Besuch des Chefs einigen ihrer Vorgänger zu begegnen. "Er will nur ganz sichergehen, wenn sie also einfach eine Liste mit den Bestellungen ausdrucken könnten ..." "Nun, das würde ich gerne tun, aber unglücklicherweise hat die Festplatte mit der Datenbank schwere Defekte, so daß wir die Daten verloren haben." "Wann soll das passiert sein?" fragt sie. "Vor zehn Minuten habe ich die Datenbank noch benutzt und sie funktionierte - allerdings hatte ich keinen Zugriff auf die Daten der Bestellungen." "In der Tat traten die Fehler tatsächlich gerade jetzt auf", sage ich und reiche dem PJ den Gummihammer, den wir für Festplattenfehler in Notfallsituationen aufbewahren. "Und wie wäre es mit einem Ausdruck aus einer Sicherheitskopie?" fragt sie. "Alle alten Ausdrucke werden aus Sicherheitsgründen nach der Benutzung vernichtet, und im Laufwerk der Bandmaschine, mit der wir die Sicherungsbänder einspielen können, klemmt ein anderes Band." sage ich und reiche dem PJ die Suizid-Kassette (gefüllt mit Klebstoff). "Also gibt es keine Aufzeichnungen?" "Der Chef - David - hat Ausdrucke und die Lieferanten haben ausgedruckte Lieferbestätigungen. Ich bin sicher, sie können sie zusammensammeln - keine leichte Aufgabe, aber sie werden das schon schaffen." Ein Schniefen dringt an mein Ohr, als sie auflegt. "Furchtbares ist geschehen!" ruft der PJ mit gespieltem Entsetzen, als er den Raum betritt. "Natürlich ist es geschehen", antworte ich, da ich gerade ein wenig die Zukunft plane. Aber der Reihe nach. Ich rufe das Netzwerk der privaten Institution an, die sich um das Wohlbefinden des Chefs kümmert und schaffe es beim dritten Versuch, ihr Administrator-Passwort zu erraten (´Freud´). Ich nehme ein paar Veränderungen im Datensatz des Chefs vor, ändere die Einträge in ´Vorfälle in der Vergangenheit´ von ´keine´ in ´extrem gewaltbereit´ und, das ist das wahre Meisterstück, den Eintrag unter ´Rechnung an´ vom Namen seiner Privatversicherung in den Nationalen Gesundheitsdienst (NHS) - was sicherstellt, daß er an ein Metallbett im billigen Erdgeschoß gefesselt wird. Natürlich wird er nach drei Behandlungen mit Stromstößen ´geheilt´ entlassen werden, aber was soll´s. So entgeht er der teuren Privatbehandlung, denn ich finde heraus, daß ein Volt nicht ein Pfund kostet - der Nationale Gesundheitsdienst geht in diesem Fall wohl bis 10.000 Volt ... Und wo ich gerade dabei bin, ändere ich auch den ´Besuche erlaubt´-Eintrag - er wird die Ruhe brauchen. "Wo liegt das Problem?" will der PJ neugierig wissen. "Ich dachte, wir haben in diesem Vierteljahr keine Ausrüstung gestohlen?" "Haben wir auch nicht, aber eine sorgfältige Durchsicht der Bücher könnte an den Tag bringen, daß wir für einige Geräte zweifach bezahlt haben - einmal durch unsere Abteilung und einmal durch die Abteilung, für die die Technik bestimmt war. Das war, als sie die Kostenstellen neu verteilt haben und niemand genau wußte, wer für welche Technik bezahlt hat ..." "Also haben sie das Geld genommen?" "Nein, nein - das hätte nur die Aufmerksamkeit auf uns gelenkt. Nein, ich habe die doppelte Anzahl der Geräte bekommen und die überzähligen dazu genutzt, die Ausrüstung in der Datenverarbeitung zu aktualisieren." "Die Datenverarbeitung, in der nur Frauen arbeiten? Die ihnen die Geburtstagsgrüße und den Kuchen geschickt haben?" "Könnte sein ..." "Mit der Einladung zu einem Geburtstagsumtrunk?" "Ja, das könnte sein. Ich glaube, da war etwas ..." "Der Tag, an dem sie verspätet mit einem Taxi zur Arbeit kamen, in dem auch einige der erwähnten Frauen saßen?" "Ja, ja. So war es! Und was ist schlimm daran?" "Oh, nichts." murmelt der PJ und marschiert nach draußen. Und wer erscheint wohl am nächsten Tag wieder bei uns? Der Chef! Gemessen an seinen glasigen Augen hat er die dem NHS-Budget entsprechende Dosis Elektrizität abbekommen, was bedeutet, daß er gar nicht so verrückt ist, wie alle anderen immer behaupten. Er ist, wie das Schicksal so spielt, in Signierlaune - wenn man seine Hand und seinen Arm hält und ihm den Stift wegnimmt, bevor er darauf herumkauen kann. Also schreiben wir seiner persönlichen Assistentin eine hübsche Beurteilung und geben ihr noch zwei Wochen. Für die Datenverarbeitung bestellen wir gleich noch eine ganze Ladung gasgefederter Bürosessel, denn schließlich hat der PJ bald Geburtstag ... Soweit so gut, ich schließe den Stuhl des Chefs wieder an die Spannungsversorgung an ... |
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© Simon Travaglia, 03.06.1998, Übersetzung: thomas w., 2000. |