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b.o.f.h.
 
  bastard operator from hell  


Als der Chef und der PJ unter einem akuten ´Computer-Abkürzungsfimmel´ leiden, wird es Zeit für den B.O.F.H., sich einzumischen und einen Besuch in der Harley-Street zu empfehlen ...

"... also denke ich, daß ihr Vorschlag, ein ATM-Netzwerk als Backup des FDDI-Backbones ASAP einzurichten, nicht ganz angemessen ist", erklärt mir der Chef.
 
"Wie bitte?" frage ich und fühle mich, als sei ich in einer an meinen Arbeitsplatz angepaßten Version von ´Twilight Zone´ gelandet.
 
"Ich habe ihre FYI über die TCP/IP-Verzögerungen in der vergangenen Nacht gelesen. Ich glaube, wir sollten das Problem PQD lösen!"
 
"Das sehe ich", antworte ich, wobei mir langsam dämmert, was geschehen ist.
 
Schneller als der Wind eile ich aus dem Büro des Chefs und wecke den PJ in unserem Büro.
 
"Was ist los?" will er wissen.
 
"Es ist furchtbar!" antworte ich zutiefst besorgt. "Ich glaube, der Chef leidet unter einem schrecklichen Abkürzungsfimmel ... Diese Krankheit tritt dann auf, wenn jemand seine Ahnungslosigkeit in technischen Angelegenheiten ..."
 
"... durch die übermäßige Verwendung von Abkürzungen zu verstecken versucht ... Meistens sind Manager und Verkäufer davon betroffen, da sie meinen, sich damit den Schein von Kompetenz geben zu können." Unterbricht mich der PJ und trifft die richtigen Schlußfolgerungen. "Ich habe ihren Artikel darüber gestern während der Mittagszeit in einer Newsgroup gelesen."
 
"Sie lesen die Newsgroups in ihrer Pause?" frage ich besorgt.
 
"Nun, ja", antwortet der PJ schuldbewußt. "Aber das tat ich nur nebenbei, als ich darauf wartete, daß ein Bild vollständig geladen wird."
 
"Pornographie?" frage ich zustimmend.
 
"Hm ... nein, es ging um ein Foto vom Layout des Motherboards des neuen Pentium-Pro-Laptops ... es ist wirklich alles ziemlich klein darauf ..."
 
"Verdammt! Sie sind noch schlimmer als der Chef! Sie sind vom Computer abhängig!"
 
"Nein, das bin ich nicht!" ruft er.
 
"Das sind sie wohl! Oder lesen sie etwa keine Computer-Magazine, wenn sie zu Hause sind?"
 
"Nein ..."
 
"Lügen sie mich nicht an!"
 
"Nun, vielleicht ein paar, aber es ist keine Sucht. Ich kann jederzeit damit aufhören."
 
"Natürlich, denn sie lesen sie nur oberflächlich, richtig?"
 
"Es sind nur ein paar Magazine! Was ist daran so schlimm?"
 
"Also hätten sie nichts dagegen, wenn ich ihr Bild und ihren Namen den Zeitschriftenhändlern mitteilen würde, damit sie ihnen diese Magazine nicht mehr verkaufen?"
 
"Oh ... nein." schluckt er.
 
"Sie besitzen einen privaten PC, oder?"
 
"Was wäre wenn? Es ist nur ein alter 486er, den ich auf den Müll werfen sollte. Ich dachte, das wäre Verschwendung, also ..."
 
"Also stellten sie ihn bei sich auf! Ich habe sie doch über die Gefahren der Arbeit mit Computern belehrt! In der einen Minute sind sie ein hochbezahlter Spezialist, in der anderen ein ahnungsloser Geek, der Werbeanzeigen nach günstigen Anoraks absucht. Sie müssen wissen, wann es Zeit zum Abschalten ist."
 
"Wann ist das?"
 
"Am besten zehn Minuten, nachdem sie am Arbeitsplatz erschienen sind, doch in ihrem Fall sind härtere Maßnahmen notwendig!"
 
"So schlimm ist es doch auch nicht!" ruft er ängstlich.
 
"Nicht so schlimm? Ich habe das schon hundertmal gesehen! An dem einen Tag arbeiten sie mit einem normalen menschlichen Wesen und am anderen sitzt ihnen R2D2 gegenüber, der darüber redet, wie man Linux auf den Computer im Auto portieren könnte!"
 
"Das ist doch albern. Linux würde niemals in den Arbeitsspeicher passen. Man müßte ein paar SIMMs hineinstecken und jemanden finden, der den Kernel neu compiliert ..."
 
"Sehen sie jetzt, was ich meine?" frage ich.
 
"Was soll ich tun?"
 
"Nun, in solchen Fällen empfehle ich den Kollegen immer, die betreffende Person zur Harley-Street zu begleiten."
 
"Gibt es dort einen Spezialisten?"
 
"Nein, aber der Verkehr dort ist mörderisch. Im besten Wortsinne. Wenn man den Geplagten anschubst ... Das ist der einzige Ausweg, fürchte ich ..."
 
"Aber es muß doch einen anderen Weg geben!!" schnieft er.
 
"Nun, es gäbe noch kalten Truthahn."
 
"Sie meinen, ich soll keine Computer mehr anfassen?!?!?"
 
"Nein, ich meine wirklich kalten Truthahn - er wird heute in der Cafeteria serviert und ich habe in der Nacht mit den Kühlschrankeinstellungen gespielt. Am Morgen wird man sie so hochkantig hinauswerfen, daß sie es niemals mehr riskieren werden, in die Nähe elektrischer Geräte zu kommen!"
 
"Kann ich nicht einfach ... mich selbst auf Entzug setzen?"
 
"Sie meinen, ein Buch lesen, das beinahe so gefährlich ist - zum Beispiel ein Reisejournal - als eine Art ´Computer-Methadon´?"
 
"Ja!"
 
"Nun, das könnte man versuchen. Aber sie müssen von diesen Magazinen und den Maschinen wegkommen."
 
"In Ordnung. Aber haben sie nicht auch einen Computer in ihrer Wohnung?"
 
"Sie meinen den, den ich brauche, um mich auf Arbeit einzuwählen?"
 
"Ja."
 
"Den brandaktuellen Pentium Pro II mit allen Schikanen?"
 
"Ja!" ruft der PJ, der einen ´Zuckerbrot und Peitsche´-Ausweg zu sehen scheint.
 
"Den habe ich gegen eine neue Stereoanlage getauscht."
 
"Aber was ist, wenn sie in der Nacht angerufen werden?"
 
"Auf dem Apparat, den ich abgeklemmt habe?" erwidere ich.
 
"Ah."
 
"Richtig, ich glaube, sie haben es begriffen! Nun, ich denke, sie brauchen ein paar Wochen Urlaub."
 
"Wie freundlich", seufzt der PJ. "Aber wo soll ich denn hinfahren?"
 
"In eine Gegend, in der man nichts von Computern versteht ... wo man RAM-Chips nicht von Kartoffelchips unterscheiden kann!"
 
"Aber ich will Microsoft nicht besuchen!" wimmert er.
 
Unsere Konversation wird vom Chef unterbrochen, der mit einem blutenden Finger hereinkommt.
 
"Ich habe meinen Finger gerade an der BT-Vermittlungsanlage geschnitten. Glauben sie, daß ich eine Tetanusspritze brauche?"
 
"Hmmm ..." erwidere ich. "Warum lassen sie sich vom PJ nicht zu einem Platz in der Nähe der Harley-Street begleiten. Sie können in wenigen Augenblicken dort sein ..."
 
Genau das ist mein Problem - ich kümmere mich zu sehr um das Wohlbefinden der Leute ...


 
b.o.f.h.

© Simon Travaglia, 29.04.1998, Übersetzung: thomas w., 2000.