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b.o.f.h.
 
  bastard operator from hell  


Der B.O.F.H. will eine Verkaufsausstellung besuchen ...

"Da ist er wieder! Dieser Duft!" rufe ich den PJ und genieße voller Freude diesen vertrauten Wohlgeruch in der Luft ...
 
"Was, Bohnensuppe?" will der PJ wissen, dessen Sinne durch den jahrelangen Genuß von leichter Musik und Bildungsfilmen geschädigt sind.
 
"Nein! *DIESEN* Duft."
 
"Angst?"
 
"Nein!"
 
"Brennende Technik?"
 
"NEIN! Können sie es denn nicht in ihren Knochen spüren?"
 
"Rheumatismus?" antwortet er sarkastisch.
 
"Nein", antworte ich. "Aber es liegt ein Knochenbruch in der Luft, wenn sie ihre Sinne nicht schärfen ..."
 
"Nun, ich fühle absolut ni ... oh, ja!" ruft er, als die Erleuchtung ihn trifft.
 
"VERKAUFSAUSSTELLUNG!" kommt es simultan über unsere Lippen.
 
"Jetzt brauchen wir nur noch eine zufriedenstellende Begründung für den Chef, der aus irgendwelchen Gründen etwas gegen Verkaufsausstellungen hat."
 
"Könnte es an ihrem letzten Ausstellungsbesuch liegen?" fragt der PJ.
 
"Wann soll das gewesen sein?" will ich wissen. "Ich kann mich nicht an ungewöhnliche Vorfälle erinnern."
 
"Sie meinen, damals, als sie vor der Ausstellung ein paar Wochen in einer Hautklinik zubrachten, um dann auf der Ausstellung als Scheich El Al Hand Kebab aufzutauchen, der angeblich jedes Haus in seinem Emirat vernetzen wollte - ohne Rücksicht auf die Kosten!"
 
"Ich kann mich nicht erinn ..."
 
"Als sie zwei Lieferanten in den Konkurs tranken, für drei Tage mit dem Auto des Chefs, seiner Sekretärin, seiner Visa-Karte und den Nacktaufnahmen aus dem Urlaub verschwanden - und nur sie tauchten jemals wieder auf - angeblich hatten sie einen Ski-Unfall auf der M25."
 
"Jetzt, da sie es erwähnen, erinnere ich mich an den Ski-Unfall. Ja, so war es. Und da der Unfall während der Arbeitszeit passierte, war die Firma verantwortlich für meine Behandlung ..."
 
"In der Betty Ford-Klinik?"
 
"Nur das Beste ist gut genug für die Angestellten, habe ich mir gedacht. Wie auch immer, es gab keinen Beweis dafür, daß ich etwas mit dem Auto, der Visa-Karte, der Sekretärin oder den Urlaubsbildern zu tun hatte."
 
"Die Bilder, die in einem Umschlag mit der Aufschrift ´Anleitung zum Formatieren von MFM-Festplatten´ in ihrem Schrank im zweiten Fach von oben stecken?"
 
Hmm. Ich glaube, irgendwie hat der PJ mich mit seiner Ausdauer bei der Wahrheitsfindung, möge er auch noch so tief im Schmutz wühlen müssen, überflügelt. Dabei habe ich ihm alles beigebracht, was er weiß ...
 
"Nun, das ist doch längst vom Fluß der Zeit weggespült worden", sage ich, um das Gesprächsthema zu wechseln.
 
"Zusammen mit dem Auto des Chefs, wenn man den Gerüchten glauben darf", unterbricht der PJ mich. "Immerhin haben sie sich nicht komplett wie Ted Kennedy benommen, denn sie bekommen noch immer Postkarten aus Spanien ..."
 
Die Dinge entwickeln sich nicht so, wie ich das geplant hatte. Der PJ scheint bei dieser Unterhaltung die Oberhand zu behalten - worauf ich nicht vorbereitet bin. Und wohl fühle ich mich dabei schon gar nicht.
 
"GENUG!" rufe ich. "Ich gebe zu, daß es ein paar Irrtümer gegeben hat, nicht nur was die Verkleidung in der Woche danach betrifft, vielleicht haben sie auch mehr erfahren, als sie wissen müssen."
 
"Das sage ich ja!" ruft der PJ. "Sie hätten ihre Spuren besser verwischen müssen, damit niemand darüber redet, befürchte ich."
 
Traurigerweise gehen mir die verbalen Möglichkeiten zur Änderung des Gesprächsthemas aus, so daß die Anwendung von Gewalt vor meinem Gewissen gerechtfertigt erscheint. Ich lasse ihn Kontakt mit dem leicht modifizierten Elektroschocker aufnehmen, der ein paar Ampere mehr liefert als sonst üblich. Und natürlich ist der PJ danach wieder viel, viel ruhiger.
 
"ZURÜCK ZUM THEMA!" schreie ich. "Wir müssen diese Verkaufsausstellung besuchen, und ich werde weitere Unterbrechungen nicht dulden!"
 
Der PJ nickt demütig.
 
"Gut, dann brauchen wir jetzt einen idiotensicheren Plan, der uns die Teilnahme ermöglicht."
 
"Ich könnte meinen Onkel anrufen."
 
"Ja, ja, aber ein Gefallen des Geschäftsführers ist kein richtiger Plan. Es ist in jedem Fall besser, wenn wir dem Chef KEINE Möglichkeit geben, aus technischen Gründen dagegen zu votieren."
 
"Nach den Vorfällen beim letzten Mal brauchen wir schon ein Erdbeben, um die Ansichten des Chefs zu ändern ..." sagt der PJ niedergeschlagen.
 
"NATÜRLICH! EIN ERDBEBEN! GENIAL!"
 
"Sie wollen ein Erdbeben auslösen??!?!"
 
"Nein, nein, natürlich nicht! Nicht, wenn es nicht nötig ist. Nein, der Grund aller Gründe! Die Entschuldigung aller Entschuldigungen!"
 
"Und was meinen sie dann?" fragt der PJ noch immer unwissend.
 
"DIE NOTFALL-SYSTEME! Es ist JAHRE her, daß wir unsere Notfall-Systeme getestet haben. Und es ist durchaus möglich, daß sie Feuer fangen, wenn wir sie wieder hochfahren! BRILLANT!"
 
Der PJ ruft seinen Onkel an, um die Kugel zum Rollen zu bringen.
 
"Ah!" sagt der Chef, als er unser Büro ein paar Minuten später betritt. "Wissen sie, worüber ich gerade nachgedacht habe? Nun, ich glaube, es ist Zeit für einen Probelauf unserer Notfall-Systeme!"
 
"Haben wir überhaupt Notfall-Systeme?" antworte ich und ebne den Weg. "Denn es findet in zwei Wochen eine Ausstellung zu diesem Thema statt, die der PJ und ich gern besuchen würden."
 
"UNWAHRSCHEINLICH!" antwortet der Chef barsch. "Wir haben schon zwei getrennte Notfall-Systeme, die startklar sind. Und genau das werden wir jetzt auch tun."
 
Gesagt - getan. Als etwa zwei Stunden später die Feuerwehr wieder abzieht, winkt mich der Geschäftsführer zu sich heran, damit ich auf die Sabotage-Vorwürfe des Chefs antworten kann.
 
"Lächerlich!" rufe ich. "Das Feuer wurde durch den Staub verursacht, der sich über drei Jahre in den Gehäusen angesammelt hat. Wir sollten froh sein, daß nicht das gesamte Gebäude abgebrannt ist. Auf einer Ausstellung für Notfall-Systeme kann man sich über solche Themen besonders gut informieren. Und zufällig findet in zw ..."
 
Zwei Wochen später beginnen der PJ und ich unsere dreitägige Pflichterfüllung auf der Ausstellung. Es ist eine harte Arbeit, doch irgendjemand muß sie ja erledigen. Wir werden sofort von einer charmant lächelnden jungen Frau begrüßt, die für einen bekannten Zulieferer arbeitet.
 
"Guten Morgen und willkommen, Herr, ähm ..."
 
"Scheich Ali Mohammed", antworte ich. "Und mein Sohn, Ahmed Mohammed. Wir sind hier, um ein wenig Rechentechnik für unseren Palast zu kaufen. Selbstverständlich ist das Allerbeste gerade gut genug für uns ..."


 
b.o.f.h.

© Simon Travaglia, 09.07.1997, Übersetzung: thomas w., 2000.