![]() |
![]() |
![]() |
bastard operator from hell | ||
![]() ![]() ![]() |
Der B.O.F.H. bestellt einen himmlischen Quake-PC ...
Ich probiere Quake 3 auf meinem neuen Rechner (also das Exemplar, das mir der Chef überlassen hat, als er einen neuen Rechner bekam) aus und muß feststellen, daß er so langsam ist, daß die Figuren auf dem Bildschirm beinahe einschlafen. Also trenne ich den Prozessorlüfter von der Stromzufuhr und warte darauf, das der Rechner den verdienten Tod stirbt. Natürlich, es handelt sich um einen durchaus brauchbaren Arbeitsplatz-PC (nur ein paar Monate alt, allerdings ist seine Farbe nicht mehr modern), so daß ich mich eigentlich nicht beschweren sollte. "Das ist der schlimmste Müll, mit dem ich jemals arbeiten mußte!" beschwere ich mich natürlich trotzdem beim Chef. "Die Grafikdarstellung ist einfach schrecklich!" "Sie betreuen das Netzwerk - wozu brauchen sie da gute Gafiken?" antwortet er in einer Stimmung, die man wohl als mürrisch bezeichnen kann. "Für den SNMP-Monitor zum Beispiel. Gerade habe ich nämlich zwei Datenbank-Server neu gestartet, weil ich dachte, die Farbe ihrer Icons auf dem Monitor hätte sich von orange zu braun geändert!" "Wann war das?!" fragt der Chef, der sich sofort Sorgen wegen der Flut der Beschwerden macht, die ganz sicher auf seinem Anrufbeantworter auf ihn warten. "Sobald ich in mein Büro zurückkehre. Möglicherweise ..." "Ist das eine Drohung?!?" "Natürlich nicht. Wir drohen nicht! Wir machen Versprechungen, ja, aber keine Drohungen." Als der Chef sieht, in welche Richtung die Unterhaltung entwickelt, schaltet er in den Spendier-Modus um ... "Und was würde sie denn aufheitern?" "Ein paar 3D-Grafikkarten wären ganz gut", sage ich und beschreibe ihm ein paar 32 Megabyte-Karten, die geradezu darum BITTEN, ein wildes Gemetzel anzeigen zu dürfen. "Hmmm, dann füllen sie einen Bestellschein aus und ich unterschreibe ihn dann." ... Mein siebter Sinn (Aufspüren von Tricksereien) schlägt Alarm. Offenbar will er mich aus irgendwelchen Gründen so schnell wie möglich loswerden. Es wird Zeit, die Initiative zu ergreifen. "Nun, da gäbe es nur noch ein Problem. Diese Grafikkarten sind nicht zur ASIJMU-Technologie kompatibel, auf der unsere Rechner basieren." "ASIJMU?" "Asymmetrische Sychronisat..." *DUMMY-MODUS EIN* "Was wird es kosten?" unterbricht er mich, bevor ich mir einen zur Abkürzung passenden Standard ausdenken kann. "Ein Rechner, der kompatibel ist? Da kämen ein gut zwei Tausender zusammen." "ZWEITAUSEND PFUND!" keucht er. "Aber es IST eine zukunftssichere Technologie!" antworte ich defensiv. "Und, nebenbei, ich könnte dem PJ meinen alten Rechner überlassen, damit er sich glücklich fühlt ..." Zum Schluß gibt der Chef auf. Und das bestimmt nicht nur, weil er Angst davor hat, daß ich auf seine Seite des Schreibtischs komme und all die Browserfenster mit den Pornoseiten sehe. (Eine Reflektion in seinen Brillengläsern.) "Also haben sie vielleicht ein Bestellformular?" frage ich und bin mir sicher, daß die Browserfenster schließen und seinen guten Willen schneller verlieren würde als OS/2 seine Bedeutung, wenn ich ihn jetzt ohne ein unterschriebenes Formular verlasse. "Nein, aber die Sekretärin hat ein paar für sie." Eine gute Antwort, doch nicht gut genug. Zeit, den Druck etwas zu erhöhen ... "Drucken sie sich doch einfach noch eins aus, bevor sie es vergessen", schlage ich ihm vor und gehe auf seinen Monitor UND den Drucker zu, in dessen Ausgabeschacht ein paar Blätter liegen, die anscheinend gerade gedruckt wurden. "AH! Ich wußte es doch", platzt er heraus und öffnet eine Schublade seines Schreibtischs. "Hier habe ich doch noch ein Formular." Er wartet ungeduldig, während ich das Formular so ungenau ausfülle, daß ich damit selbst einen Fernseher kaufen könnte. Als ich seine Unterschrift habe, verziehe ich mich schnell ... ... und rufe einen dieser Händler an, die immer wie Geier im Western auf ein Opfer lauern, um ihm zu sagen, was wir wollen. Und dann geht es los. Dieses Ritual, das an einen Autokauf erinnert ... "Wofür brauchen sie den Rechner denn?" Das ist der erste Weg, mir WIRKLICH auf die Nerven zu gehen. Der Verkäufer, der seinen Posten vor drei Wochen bekommen hat, entschließt sich, meine Bestellung zu ignorieren, um mir einen Computer zu verkaufen, den ER will, wobei er mit Fachworten um sich wirft, um seine mangelnden Kenntnisse zu kaschieren ... "DHCP-Server", rufe ich genervt ins Telefon. (Aber noch immer nicht genervt genug, um ´Exchange-Server´ zu sagen, um wenigstens Mitleid zu ernten.) "Dafür brauchen sie doch nicht die bestellte Grafikkarte!" "Doch, die brauche ich! Digital High Convergence-Peripherie-Geräte sind von einer guten grafischen Präsentation abhängig", antworte ich und laufe zu kreativer Hochform auf. "Digital High Convergence-Peripherie? Ich dachte, sie meinten Dynamic Hos ..." "Ein alter Hut. Das hier ist der neueste Schrei." "Also werden sie viel Festplattenplatz brauchen?" "Natürlich." "Gut, aber brauchen sie wirklich ein so kleines Gehäuse - wie wäre es mit einem Tower-Gehäuse, in dem viel Platz für weitere Laufwerke ist? Für nur zwanzig Pfund Aufpreis?" "Ich brauche keine zusätzlichen Laufwerke, sondern nur die beiden 72 Gigabyte-Festplatten, die ich bestellt habe." "Und wie wäre es mit einem Dual-Prozessor-System - ich könnte ihnen ein großarti ..." "Ich brauche keine Dual-Prozessoren." "Und eine RAID-Karte - schützen sie ihre Daten mit ..." "Wenn ich RAID gewollt hätte, hätte ich eine solche Karte bestellt. Erinnern sie sich überhaupt an die Bestellung?" Und so weiter und so fort bis wir endlich den Rechner zusammengestellt haben, den ich vor dem Gespräch mittels Fax bei ihm bestellt habe ... ... Zwei Wochen später trifft der Rechner ein. Ein Tower-Gehäuse mit drei Extra-Festplatten, einer RAID-Karte zu einem Preis, dessen Höhe wohl schwer zu schlagen sein dürfte. Ich rufe also den Händler an, und er stimmt nach einigen faulen Ausreden (´Wir haben ihnen versehentlich den falschen Rechner geschickt - aber sie können sich noch anders entscheiden.´) schließlich zu, den bestellten PC zu liefern. Zwei Tage später kommt mein Rechner endlich an - etwas zur selben Zeit ruft mich der Verkäufer an und will wissen, wo all die Innereien des Rechners seien, den er mir zuerst geschickt hatte. "War der Karton geöffnet?" frage ich. "Nein, er war noch originalversiegelt", gibt er zu. "Dann muß es sich wohl um einen Fehler beim Zusammenbau handeln." "Ja, damit könnten sie Recht haben ..." "Selbstverständlich! Könnten sie mir noch einen Gefallen tun?" "Uh, ja." "Könnten sie mir sagen, wo ich Treiber für RAID-Karten bekommen, wie sie sie mit ihren Geräten ausliefern?" Eigene Erlebnisse sind großartiger Lehrmeister. Wie ich. |
![]() ![]() ![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
© Simon Travaglia, 10.02.2000, Übersetzung: thomas w., 2001. |