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b.o.f.h.
 
  bastard operator from hell  


Der B.O.F.H. und die Maus ...

"... und deshalb möchte ich eine dieser neuen Mäuse mit fünf Buttons", kommt der Chef nach einer Ewigkeit endlich zum Schluß.
 
"Entschuldigung, ich bin wohl in ein Koma gefallen - weshalb genau wollten sie diese neue Maus haben?" will ich wissen.
 
"Weil sie so vielseitig sind!"
 
"Ja, und das stimmt mich nachdenklich. Bei einer Maus mit einem Button, kann ich nachvollziehen, daß etwas fehlt; und eine mit zwei Buttons könnte auch ein wenig eingeschränkt sein. Ich hätte ja Verständnis für eine Maus mit Scroll-Rad, aber warum brauchen sie fünf Buttons?"
 
"Ich kann mehr tun!"
 
"Was?"
 
"Ich kann sie mit den Funktionen programmieren, die ich am häufigsten nutze!"
 
"Aber Schlafen, Essen und Toilettenbesuche sind keine Computer-Funktionen", wirft der PJ ein.
 
"Wie auch immer", ignoriert der Chef den guten Rat. "Mir kam der Gedanke, daß wir die Mäuse in der Firma durch optische ersetzen könnten, die nicht verdrecken. Und DANN dachte ich, daß es doch nicht schlecht wäre, wenn wir die Mitarbeiter selbst ihre neuen Mäuse aussuchen lassen."
 
"Sie schlagen also vor, daß die Nutzer ihre Hardware auswählen?!" Der PJ ist schockiert. "Wissen sie, daß das unser Budget für 'kleine Anschaffungen' sprengen wird?"
 
"Es geht doch nur um Mäuse, die ohnehin ausgetauscht werden. Warum sollten die Leute nicht sagen können, was sie sich wünschen? Das kann doch nicht schlecht sein!"
 
"Wäre es nicht effizienter, wenn wir gleich eine größere Summe unseres Budgets verbrennen?" will ich wissen.
 
"I ..."
 
"Wir können gleich zur Bank gehen, einen Betrag abheben und die Scheine verbrennen. Vielleicht sogar in der Kantine - damit alle zuschauen können. Und dann erklären wir ihnen, daß das das Maus-Ersatz-Projekt gewesen sei."
 
"Ich meine wirklich, daß wir den Leuten die Möglichkeit geben sollten, ihre eigene Maus auszusuchen", meint der Chef.
 
"Aber das wird ein Vermögen kosten!"
 
"Das ist doch gar nicht sicher. In einer Zeitschrift las ich kürzlich von einer neue Studie, nach der Mitarbeiter, die über ihre Arbeitsbedingungen mitentscheiden dürfen, zufriedener sind. Und wenn sie glücklicher sind, sind sie produktiver. Man hat ebenfalls herausgefunden, daß Menschen einem mit mehr Respekt begegnern, wenn man sie respektiert!"
 
"Also sollten wir Geld die Toilette herunterspülen, um die Leute glücklich zu machen?"
 
"Ich glaube wirklich nicht, daß das so falsch ist."
 
"Natürlich ist es das! Jemand wird die teuerste Maus haben wollen, die zu finden ist - und das Projekt wird entweder das Budget sprengen oder das Online-Formular wird die Bestellung teuerer Mäuse verweigern - und das ist nicht gut für die Arbeitsmoral!"
 
"Ich glaube nicht, daß sie recht haben, aber ich werde mir eine Notiz machen, damit ich das Formular in einem solchen Fall ändere."
 
"Das wird unser Budget auffressen!" rufe ich traurig. "Wir werden nicht nichtmal mehr Medien für die Datensicherung kaufen können!"
 
"Selbst wenn ein oder zwei Leute über die Grenze hinausschießen, werden wir nicht all unser Geld verlieren - und wenn sie dann zufriedener hier arbeiten, ist das ein geringer Preis."
 
"Nein, es ist ein hoher Preis."
 
"Wir tun es!" entscheidet der Chef.
 
... zwei Tage später ...
 
"Was gibt es von der Front des Maus-Austauschs?" will der Chef wissen, als er fröhlich ins Büro kommt.
 
"Es ist FANTASTISCH", antwortet der PJ. "Ich dachte erst, die Idee sei überflüssige Gefühlsduselei, aber dann habe ich mir eine neue Maus gekauft - und wissen sie was, ich fühle mich wirklich gut!"
 
"Was habe ich ihnen gesagt!? Es sind die kleinen Dinge, die die Menschen schätzen. Was haben sie sich denn gekauft - eine kabellose mit fünf Butt ... IST DAS GOLD?!?!?"
 
"Das ist es!" sagt der PJ. "Ich habe sie bei eBay gefunden! Eine Rechnung über viertausendfünfhundert Pfund."
 
"VIERTAUSENDFÜNFHUNDERT PFUND."
 
"Ja, am Ende gab es einen richtigen Bieter-Krieg!"
 
"Sie haben eine Maus aus Gold gekauft!?!"
 
"Sie sah so schön aus."
 
"F ... färbt das Gold ab auf das Mauspad?!"
 
"Ich bin nicht sicher - ich habe in der Nacht ein paar Stunden gespielt und danach gelbe Flecken auf dem Mauspad bemerkt."
 
"Ihre ... ihre Maus löst sich also auf?!?!"
 
"Ach, das soll mich nicht stören - so schnell wie der Goldpreis steigt, behält die Maus ihren Wert." sagt der PJ.
 
"Sie müssen sie wieder verkaufen, wir können sie uns nicht leisten!"
 
"Sagten sie nicht etwas von Wahlfreiheit, meinen Einfluß auf meinen Arbeitsplatz - meine Moral?"
 
"VERGESSEN SIE DAS, verkaufen sie die Maus und holen das Geld zurück!!"
 
"Aber ..."
 
"TUN SIE ES - und zwar schnell, bevor es jemand herausfindet!"
 
... der nächste Tag ...
 
"Ich dachte, sie sollten das Ding verkaufen!" klagt der Chef, als er mich dabei sieht, wie ich die Maus des PJ benutze.
 
"Das habe ich!" klagt der PJ.
 
"Und es war ein SCHNÄPPCHEN!" freue ich mich. "Ich habe sie bei eBay für ein Pfund gefunden!"
 
"SIE HABEN DIE MAUS FÜR EIN PFUND AN IHN VERKAUFT!" ruft der Chef.
 
"Nun, ja", erwidert der PJ. "Sie sagten doch, daß ich mich beeilen soll, und da habe ich eine Ein-Tages-Auktion gestartet."
 
"Und zufällig habe ich sie in einem glücklichen Moment entdeckt", füge ich hinzu. "Natürlich werden die 5.000 Pfund Versandspesen die meisten Menschen abgeschreckt haben. Aber ich konnte sie mir ja selbst abholen."
 
>KRACH<
 
"Schauen sie sich das an", meint der PJ. "Er ist in Ohnmacht gefallen. Vermutlich ein Hitzeschlag."
 
... zehn Minuten später ...
 
"Gut, SIE können sie verkaufen - und diesmal verlangen sie mehr Geld!"
 
"Aber ich habe die Maus mit meinem eigenen Geld bezahlt", erkläre ich. "Denn unser Budget für kleinere Anschaffungen war ja überzogen - wie ich es ihnen vorhersagte."
 
"Ich ..."
 
"Ich sollte mich auch nicht beklagen." sage ich zum Chef. "Für eine Maus aus Plastik, die mit Goldfarbe bemalt wurde und im Inneren ein paar Gewichte hat, ist sie gar nicht schlecht."
 
"Sie haben 4.500 Pfund für eine Plastik-Maus bezahlt?" wendet sich der Chef an den PJ.
 
"Ja, aber sie sah aus, als sei sie aus massivem Gold."
 
"Gekauft wie gesehen", werfe ich ein. "Wenn sie meine Angebote nicht prüfen, bevor sie bei einer Auktion für sie bieten, dann ..."
 
"Das war ursprünglich ihre Maus?!?" fragt der Chef mich.
 
"Ja."
 
"Und sie haben sie für 4.500 Pfund verkauft, um sie für ein Pfund zurückzukaufen."
 
"Ja, ich habe sie vermißt. Und ich muß dem PJ zustimmen, mit ihr fühle ich mich viel glücklicher!!"
 
>KRACH<
 
"Wir sollten das Fenster öffnen - ich muß ihm gleich noch über meine neue Tastatur berichten ..." seufzt der PJ.


 
b.o.f.h.

© Simon Travaglia, 12.08.2006, Übersetzung: thomas w., 2006.