diese seite wurde für die darstellung mit netscape communicator 4 oder ms internet explorer 4 mit aktivierter javascript-unterstützung optimiert.
b.o.f.h.
 
  bastard operator from hell  


Der B.O.F.H. und der Arbeitsschutzinspektor ...

"Das Ding hätte sie beinahe erschlagen!" plappert der Arbeitsschutzinspektor und scheint einen neuen Geistesblitz nur schwer unterdrücken zu können.
 
"Und nun glauben sie, daß wir Arbeitsunfälle dadurch vermeiden können, daß wir Monitore an mindestens drei Stellen an den Schreibtischen festschrauben, so daß sie unbeweglich sind?" will der PJ wissen.
 
"Genau!"
 
"Was ist mit Laptops? Müssen die auch festgeschraubt werden?"
 
"Offenkundig nicht." kommt die Antwort. "Laptops fallen nicht herunter. UND außerdem ist die Verletzungsgefahr vernachässigbar, wenn doch etwas passieren sollte."
 
"Und was gilt für LCD-Monitore?" will ich wissen. "Sie können herunterfallen, doch sie können auch kaum jemanden verletzen - nicht einmal die wirklich großen."
 
"Nun, ich glaube, daß wir das von Fall zu Fall entscheiden sollten, weil eini ..."
 
"Und Lautsprecher?" unterbreche ich ihn. "Was ist mit diesen riesigen Sub-Wooferern, die in ihrer Abteilung zu bewundern sind?"
 
"Ich glaube, sie meinen Subwoofer." will mich der Kerl berichtigen.
 
"Nein, nein, Sub-Wooferer - die Leute, die diese Riesenlautsprecher besitzen. Manchen von denen sind wirklich groß! Werden sie verlangen, daß ihre Sub-Wooferer ihre Lautsprecher festschrauben?"
 
"SCHAUEN SIE, ICH MACHE DOCH AUCH NUR MEINE ARBEIT!" beschwert er sich plötzlich. Offensichtlich fühlt er sich und seine Arbeit zu wenig gewürdigt.
 
"Und das ist eine ungemein wichtige Arbeit!" antworte ich aufmunternd. "Wir werden uns bemühen, so schnell wie möglich unsere Monitore auf den Tischplatten festzuschrauben. Was haben sie noch auf ihrer Liste?"
 
"Ich muß die Feuerlöscher prüfen, die bei elektrischen Unfällen eingesetzt werden sollen."
 
"Seien sie mein Gast!" rufe ich und gestikuliere großzügig mit den Armen herum. Meine Liebenswürdigkeit kennt keine Grenzen.
 
Er marschiert los, um die Feuerlöscher zu kontrollieren, bleibt aber schon bei dem Exemplar neben der Tür stehen.
 
"Das ist kein genehmigter Typ! Das ist ein Wasserlöscher! Wenn sie ihn bei elektrischen Unfällen anwenden, können sie schwere Schocks bekommen!"
 
"Nun, das IST der Feuerlöscher für Besucher." bemerkt der PJ kaltblütig.
 
"BESUCHER-Feuerlöscher?"
 
"Ja, für Besucher. Die wir nicht haben. Aber wegen der Größe unserer Zentrale haben sie angeordnet, daß für jede Person im Raum ein Feuerlöscher vorhanden sein muß sowie noch ein zusätzlicher, der nie gebraucht wird."
 
"In meinen Papieren steht, daß es sich um einen Kohlendioxid-Löscher handeln soll!"
 
"Wir hatten auch einen, aber den brauchten wir für den Rechner-Raum. Wir mußten ein wenig tauschen."
 
"Sie hatten einen Wasser-Löscher im Rechner-Raum!!?!?!"
 
"Nein, den hatten wir aus der Caféteria."
 
Wir kommt denn ein Feuerlöscher aus der Caféteria zu ihnen?"
 
"ALSO ..." seufzt der PJ und holt Atem, um die ganze Geschichte zu erzählen. "Wir brauchten einen Feuerlöscher mit einem FLACHEN Boden im Rechner-Raum, um die Tür offenzuhalten, während wir die Sicherungsbänder aus dem Aufbewahrungsraum in den Rechner-Raum brachten. Der Feuerlöscher im Rechner-Raum hatte einen ABGERUNDETEN Boden, so daß er immer umgefallen wäre. Und als wir versuchten, ihn mit dem in unserer Zentrale zu tauschen, fanden wir heraus, daß er zu hoch für die Halterung war, also haben wir mit der Caféteria getauscht, der kürzer ist."
 
"A-a-aber das ist der falsche Feuerlöscher für diesen Raum - und der in der Caféteria müßte eigentlich ein ... >BLäTTERBLäTTER< ... Pulverlöscher sein, falls einmal das öl in Flammen aufgeht. Nicht der Wasserlöscher, den sie genommen haben. Aber warum zum Henker versuchen sie, eine Brandschutztür ausgerechnet mit einem Feuerlöscher offen zu halten? Kennen sie denn nicht die damit verbundenen Gefahren?!?!?"
 
"Welche Gefahren?"
 
"Ein Feuer könnte sich aus dem Aufbewahrungsraum für die Bänder durch die geöffnete Brandschutztür zum Rechner-Raum ausbreiten!"
 
"Das ist doch unmöglich!" rufe ich und mische mich wieder in die Diskussion ein. "Es ist VIEL wahrscheinlicher, daß der Brandherd im Rechner-Raum sein wird - ganz besonders seitdem die Flaschen mit Isopropyl-Alkohol auf dem warmen Geräten stehen."
 
"Sie sollen leicht entflammbare Flüssigkeiten doch in dem feuersicheren Spezialschrank aufbewahren!"
 
"Wir haben ihn mit dem Kerl aus der Verkaufs-Abteilung gekauft, der meinte, ER müsse SEINE Vorräte an Isopropyl-Alkohol in einem Spezialschrank lagern."
 
"Sie haben GETAUSCHT? Wofür?"
 
"Gegen seine Flaschen, glaube ich." antwortet der PJ.
 
"Das werde ich natürlich in meinem Bericht erwähnen müssen!" nervt der Kauz.
 
"Wenn es ihnen Spaß bereitet." antworte ich, um ihn aufzuheitern.
 
"Selbstverständlich werde ich das tun. Und nun möchte ich ihren Computer-Raum inspizieren."
 
"Oh."
 
"Was?"
 
"Nun, ich würde sie ja hineinlassen, aber vielleicht erinnern sie sich noch an ihre letzte Visite bei uns. Da hatten sie den Rechner-Raum zu einem gefährlichen Raum erklärt, den Besucher nicht betreten sollen."
 
"Und sie sagten, daß sie ohnehin niemanden hereinlassen."
 
"Stimmt - und trotzdem haben wir jetzt einen Feuerlöscher für Besucher. Ist das nicht komisch?"
 
"Ich will den Rechner-Raum aber inspizieren!"
 
"Das geht nicht."
 
"Warum nicht?"
 
"Sie haben nicht an der Besucher-Schulung teilgenommen, die sie uns empfohlen haben."
 
"Kann ich das nicht jetzt nachholen?" antwortet er sarkastisch.
 
"Sind sie sicher? Es ist wirklich sehr anspruchsvoll ..."
 
"Natürlich!" erwidert er triumphierend.
 
... Zehn Minuten später ...
 
"SO IST ES RICHTIG!" rufe ich durch die geschlossene Tür in den Rechner-Raum, in dem das Feuerlöschgas ausströmt und der Luft den Sauerstoff entzieht. "PRESSEN SIE SICH FLACH AUF DEN BODEN, WENN SIE ZUR TüR KRIECHEN! SO SPüREN SIE WENIGER VON DEM GAS!"
 
"Stimmt das?" will der PJ wissen und linst in den Rechner-Raum.
 
"Keine Ahnung, aber wir werden es wissen, wenn er es bis zur Tür geschafft hat und ich ihm erkläre, daß er seine ID-Karte, die er zum öffnen braucht, irgendwo im Raum verloren hat."
 
"Also ist das die Sicherheits-übung, oder?" fragt der PJ. "Sie sperren ihn im Rechner-Raum ein und testen dann den automatischen Brandschutz?"
 
"Das ist unterschiedlich. Ich habe verschiedene übungen 'vorbereitet'. 'Wie finde ich mich im dunklen Rechner-Raum zurecht?' ist die eine, an der wir schon viel Freude hatten. Es gibt aber noch 'über die Gefährlichkeit von Regalen ohne Bodenverankerung' oder 'Warum sollte ich die Sicherheit des Untergrunds prüfen, bevor ich in einen Kabelschacht steige?'. Und falls er sich dann noch bewegt, gibt es 'Warum sollten Kabel immer als unter Strom stehend betrachtet werden?'"
 
"Aaaacchhh, kann ich ihm diese Lektion beibringen?" bettelt der PJ.
 
"Selbstverständlich." erwidere ich großzügig.
 
Gesundheitsschutz und Sicherheit am Arbeitsplatz gehen schließlich jeden etwas an.


 
b.o.f.h.

© Simon Travaglia, 16.10.2003, Übersetzung: thomas w., 2006.