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b.o.f.h.
 
  bastard operator from hell  


Der B.O.F.H. unterzieht seinen neuen Schützling einer würdigen Taufe ... Und sieht ihn erblühen ...

Jetzt bin ich also in einer hervorragenden Manager-Position. Das zusätzliche Einkommen als Manager genügt schon, um mir den Tag zu versüßen.
 
Die Möglichkeiten, zur Umleitung von Geldern, die für weniger wichtige Projekte (Aufrüstung der Hardware der Service-Abteilung) vorgesehen sind, in wichtige Projekte (neue Hardware für die Netzwerkzentrale) sind zahlreich. Und der Zuckerguß auf der Torte ist die Tatsache, daß mein früherer Chef jetzt mein Untergebener ist ...
 
Und bis jetzt habe ich noch keine Beschwerde gehört. Ich beschließe, mein Glück mit den anderen zu teilen. Der PJ hatte schon immer den Wunsch, nach New Orleans zu verreisen. Im WWW finde ich schnell eine passende Konferenz, bei der ich ihn anmelde.
 
Er ist hocherfreut, da er noch nie in New Orleans war. Der Ex-Chef erwartet einen ähnlichen Gefallen, und ich kann mir nicht verkneifen, ihn zu enttäuschen. Ich zeige ihm, wo er den Staubsauger findet und dann auf der Karte alle Räume, die zu unserer Abteilung gehören ...
 
Eine Woche später sind beide wieder da, der Ex-Chef wirkt etwas seltsam, was wohl daran liegt, daß er die meiste Zeit im Dunkeln zugebracht hat. Wie konnte ich nur vergessen, ihn daran zu erinnern, daß einige der Schränke in unseren Räumen keine Griffe an den Innenseiten der Türen haben? Ups.
 
Immerhin hatte er noch den Verstand, das Netzkabel der Vermittlungsanlage zu ziehen, so daß jemand ihn finden konnte. Allerdings hätte er diesen Einfall wohl besser vor dem langen Wochenende gehabt. Doch bekanntlich lernt man ja am besten aus den eigenen Fehlern. Es ist schon furchtbar, was man aus Wassermangel alles tut.
 
Da nun alle wieder in der Netzwerkzentrale versammelt sind, verteile ich die Aufgaben. Der PJ übernimmt wegen seiner Erfahrungen meine alte Rolle, also Installation, Überwachung und Wartung. Der Ex-Chef, natürlich ist er völlig ahnungslos, wird vor das Telefon gesetzt. Ich mußte es sogar für ihn anschließen.
 
Meine Hoffnungen werden nicht enttäuscht. Innerhalb der ersten halben Stunde klingelt es. Und da er sich in der Ausbildung befindet, muß der Ex-Chef die Freisprechanlage benutzen, damit er Anweisungen vom PJ oder mir entgegennehmen kann, wenn dies nötig wird.
 
"Hallo, Netzwerk-Zentrale", meldet der Ex-Chef sich.
 
"Hallo, ist dort die Netzwerk-Zentrale?" Ein schneller Blick auf die Rufnummernidentifizierung erklärt den Umstand, daß die Stimme bekannt klingt. Der PJ flüchtet voller Angst.
 
"Wie kann ich ihnen helfen?"
 
"Das Netzwerk funktioniert schon wieder nicht."
 
"Ja. Wann trat der Fehler auf?"
 
"Gerade eben. Ich habe versucht, etwas zu drucken, aber es geht nicht."
 
"In Ordnung, ich schaue mir das mit dem Netzwerk-Monitor an und prüfe, ob ihr Computer defekt ist. In welchem Raum sitzen sie?"
 
Sie gibt ihm die Nummer, und er durchforstet die Netzwerk-Datenbank auf der Suche nach Informationen. Erfolglos. Da er uns in seiner neuen Position nicht so früh um Hilfe bitten will, entscheidet er sich für die erprobte alte Methode und begibt sich zu ihr.
 
Als er weg ist, kommt der PJ wieder.
 
"Ist er wirklich losgegangen?"
 
"Yep."
 
"Der arme Hund!"
 
"Yep."
 
In jedem Unternehmen gibt es mindestens einen paranoiden Mitarbeiter, der unter einer Computerphobie leidet. Und sie gehört zu diesen Leuten, die glauben, daß die Computer heimlich die Einstellungen verändern, wenn sie wegschauen. Zu jenen, die sich ständig darüber beschweren, daß jemand ihre Passwörter geändert hat. (Immer dann, wenn sie die Umschalttaste drücken.) Zu denen, die überhaupt nichts angefaßt haben wollen, und trotzdem läuft das Netzwerk nicht. (Das kommt zweimal im Jahr vor, wenn sie den Standort ihres PCs wegen der Sonneneinstrahlung ändern und dabei die Netzwerkkabel abziehen ...)
 
Allerdings ist es in diesem Fall noch schlimmer. Das ´Netzwerk´, von dem sie sprach, besteht aus einem RS232-Druckerkabel zwischen ihrem XT-PC der ersten Generation und einem Nadeldrucker.
 
Sie hat niemals der neueren Technologie vertraut (die nicht funktionierte und sich heimlich gegen sie verschwor) und zieht es vor, getrennt von der wirklichen Welt zu bleiben. Mit Ausnahme zweier Anrufe im Jahr, wenn sie das Druckerkabel abgezogen hat.
 
Eine Stunde später ist der Ex-Chef zurück - ein verwandelter Mensch. Nachdem er sich eine Stunde lang verschiedene Verschwörungstheorien und weiteres geistloses Geschwätz vom Akte X-Typ anhören mußte, hat er erfahren, was es heißt, an unserem Ende der Telefonleitung zu sitzen.
 
Verschwunden ist der Geist der Hilfsbereitschaft. Verschwunden ist der gute Wille gegenüber den Anliegen der Nutzer. Der PJ und ich tauschen einen wissenden Blick - das haben wir schon früher gesehen, und wir werden es wieder sehen.
 
Er wurde bastardisiert.
 
Das Telefon klingelt erneut.
 
"Netzwerk", stößt er kurzatmig hervor.
 
"Hallo, ist dort die Netzwerk-Betreuung?" fragt die bekannte Stimme. Das Telefon gibt ein knackendes Geräusch von sich, als es hochgerissen und in den Mülleimer gefeuert wird.
 
"So, ich nehme an, ich werde dafür gefeuert, daß ich das Telefon zerstört habe?" fragt er seinem Schicksal ergeben.
 
"Nun, improvisierte Deinstallationen stehen normalerweise etwas später auf dem Ausbildungsplan, aber es hat den Anschein, daß das eigene Erleben der beste Lehrer ist ..."
 
Ich gehe nach draußen und überlasse es dem PJ, ihm die restlichen Ketten zu zeigen ...
 
Und die Peitschen ...
 
Und die ´Video-Überwachungs´-Steuerung ...
 
Wer hätte gedacht, daß er so vielversprechendes Material ist?


 
b.o.f.h.

© Simon Travaglia, 16.04.1997, Übersetzung: thomas w., 2000.