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b.o.f.h.
 
  bastard operator from hell  


Der B.O.F.H. hat Ärger, weil er nicht an einem Seminar teilnimmt ...

Die Dinge stehen schlecht. Die Kräfte der Finsterniß (die Brigade der Mißmutigen) bereiten mir Probleme. Der PJ und ich wurden zu ´politisch unkorrekten Personen´ erklärt, weil wir nicht an einem Seminar über ´Belästigungen am Arbeitsplatz´ teilgenommen haben.
 
Der Chef hat offensichtlich seine Hände im Spiel, denn schließlich war er es, der darauf hinwies, daß wir NIEMALS an einem dieser Zwangstreffen teilgenommen haben; ich führe diese Handlungsweise auf die neulich verabreichte elektrische Erste Hilfe zurück.
 
Erwartungsgemäß wird ein Treffen mit der Personalchefin und dem Chef der Betriebsgewerkschaft (die Abteilung der Besorgten) angesetzt.
 
"Ah, ja", beginnt die Personalchefin. "Offenbar haben sie nie am Seminar über Belästigung am Arbeitsplatz teilgenommen."
 
"Stimmt", antworte ich. "Die Wahrheit ist, daß wir in unserer Position einfach zu beschäftigt sind, um (a) jemanden zu belästigen; oder (b) an einem Seminar darüber teilzunehmen, was wir nicht tun sollen."
 
"Gut, das dürfen sie ruhig annehmen, aber ich kann ihnen nur versichern, daß die Teilnahme an diesem Seminar Vorschrift für Mitarbeiter und Vertragspartner ist. Ich glaube nicht, daß ich sie daran erinnern muß, daß ihr Arbeitsvertrag vorsieht, daß sie an allen relevanten Seminaren teilnehmen müssen", sagt sie mit Stahl in der Stimme, der die Dicke von Panzerstahl erreicht hat.
 
"Ich glaube nicht."
 
"Entschuldigung?!"
 
"Nun, nehmen wir für einen Augenblick, und wirklich nur, um ihre These zu widerlegen, einmal an, daß der PJ oder ich wirklich jemanden belästigen wollten. Nehmen wir zum Beispiel sie. Würde ich als Netzwerk- und Kommunikations-Ingenieur den weiten Weg bis zu ihrem Büro gehen, um dann laute und unanständige Geräusche oder Bemerkungen zu ihnen oder über sie zu machen, die sie (und natürlich auch ich) als Belästigung auffassen könnten? ODER würde ich stattdessen aus einer unangreifbaren Position heraus - zum Beispiel dem Büro des Chefs - ein paar Bilder finden und veröffentlichen, auf denen sie weniger Kleidung tragen, als das der Standard in unserem Haus vorsieht?"
 
Plötzliche Stille macht sich im Raum breit. Die Personalchefin sieht aus, wie jemand, der jetzt lieber an irgendeinem anderen Ort wäre und völlig vergessen hat, weiter seine Axt zu schärfen.
 
"Ich weiß nicht, worauf sie anspielen, mögl ..." fängt Frau Liebenswürdig an.
 
"Oh, auf nichts, das versichere ich ihnen. Ich bin sicher, daß das nur ein Problem mit der Klimaanlage war, das die Sicherheitska ..."
 
"HALT! Ich glaube nicht, das wir dieses Thema jetzt noch weiter vertiefen müssen", unterbricht mich der Gewerkschaftschef. "Zumindest nicht, wenn der Beweis ..."
 
Mit anderen Worten, er will die Bänder.
 
"Nun, wie ich schon sagte, dies war nur ein Beispiel", antworte ich. "Und es war völlig frei erfunden. Doch wo wir gerade bei Fakten sind, stimmt es, daß demnächst eine Lohnerhöhung geplant ist?"
 
Er sieht einen Rettungsanker. "Ah, es gab Gespräche über ..."
 
"Ausgezeichnet. Der PJ und ich haben gehofft, daß dies der Fall ist."
 
Verhandlungen beendet. Der PJ und ich ziehen uns in unser Büro zurück, um die Lohnerhöhung zu verplanen. Zwei Tage später halten wir die schriftliche Bestätigung der Lohnerhöhung in den Händen und sind einmal mehr zufriedene Mitarbeiter. Der Chef andererseits ist nicht so zufrieden. Wieder hat er gegen uns verloren und sich in eine Ein-Mann-Armee verwandelt, die wütend durch die Abteilung marschiert, um ein Opfer zu suchen, das sich nicht wehren kann.
 
Das Telefon klingelt. Es ist die Nutzer-Betreuung.
 
"Hallo?" melde ich mich.
 
"Ist dort die Netzwerk-Abteilung?"
 
"Sie wissen, wer wir sind."
 
"Wir haben ein ... Problem, daß wir gerne gelöst hätten."
 
"Hardware oder Software?"
 
"Ähmmm ... Bossware."
 
"Das könnte teuer werden ..."
 
"Ein Abend für vier mit Drinks und Essen im Dorchester auf unsere Kosten?"
 
"Gut, wir kümmern uns darum."
 
"Oh! In Ordnung."
 
"Keine Ursache."
 
Ich liebe Anrufe dieser Art. Ich informiere den PJ über das Geschäft.
 
Später an diesem Tag stürmt der Chef herein auf der Suche nach der Person, die den Mail-Server heruntergefahren hat.
 
"Das war wohl ich", erkläre ich. "Sie haben uns doch gesagt, wir sollen den Server in den Computer-Raum stellen. Aber die Elektriker haben die Stromleitungen noch nicht geprüft."
 
"RICHTIG!", antwortet er bissig. "Ich komme wieder, um mich mit IHNEN zu unterhalten, wenn ICH den Server wieder hochgefahren habe."
 
Wie vorschnell. Der PJ und ich sehen, wie das Netzteil des Servers eine Rauchwolke ausstößt, als der falsch verkabelte Netzstecker 400 Volt statt der erwarteten 240 liefert. Es ist unserem Sicherheitssystem zu verdanken, daß im Notfall die Türen der betroffenen Räume sofort geschlossen werden, damit niemand irrtümlich in einen Raum gelangt, der sich mit Ozon füllt. Andererseits kann auch niemand mehr heraus ... Der Chef in dem Raum greift nach der Sauerstoffmaske.
 
"Er muß verrückt geworden sein! Er lachte wie ein Wahnsinniger, stürmte in den Raum und ging auf die Technik los!" erkläre ich den Leuten vom Sicherheitsdienst etwas später.
 
Der Chef lacht noch immer (offensichtlich findet er irgendetwas unheimlich lustig), als sie in hinaustragen ...


 
b.o.f.h.

© Simon Travaglia, 12.03.1997, Übersetzung: thomas w., 2000.