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b.o.f.h.
 
  bastard operator from hell  


Ein sicherer Kandidat ...

"Das ist ein Weihnachtswunder!" staunt der PJ, als er nach unseren verlängerten Weihnachtsferien die Tür des Safes öffnet und ... nichts findet.
 
"Wohl kaum", antworte ich und hebe vom Boden des Safes eine Visitenkarte auf, die zwischen den Münzen und Karten liegt, die ohne Zweifel aus der Geldbörse des Chefs stammen: "Safe-Service. Experten für sicher Aufbewahrung. 24-Stunden-Bereitschaft."
 
"Wie niedlich, er hat jemanden gerufen, um die Tür zu öffnen!" meint der PJ.
 
"Ja, das haben sie gemacht", bestätigt unser Chef. Er steht in der Tür hinter uns. "Ich konnte die Auskunft anrufen und jemanden erreicht bevor die Handy-Batterie leer war - und schon die erste Person, mit der ich sprach, war bereit herzukommen und das Problem zu lösen. Und ich denke, sie wissen, was das bedeutet ..."
 
"Ich werde die Rolle Teppichboden, den Firmen-Transporter und den halben Kanister Lufterfrischer gegen den Leichengeruch nicht brauchen?" wundert sich der PJ.
 
"Nein ..."
 
"Daß der Safe für die Sicherungskopien nicht luftdicht ist, wie der Hersteller behauptet?" schlage ich vor. "Ganz zu schweigen davon, daß er Funkstrahlung nicht blockiert."
 
"Ja ... aber nein."
 
"Was denn dann?"
 
"Sie werden gefeuert!" bellt der Chef. "Das ist versuchter Mord!"
 
"Was?" will ich wissen.
 
"Sie haben versucht, mich über die Feiertage im Safe einzusperren!"
 
"Lächerlich!" antwortet der PJ. "Sie haben sich selbst im Safe eingesperrt, nachdem sie Massen von Bier getrunken und diese E-Mail übers Versteckspielen am letzten Arbeitstag herausgeschickt hatten."
 
"Welche E-Mail?"
 
"Vertrauen sie mir", sagt der PJ. "Sie können gar nicht so schnell denken, wie die Nachricht an die Mitarbeiter unserer Abteilung über den Versteckspiel-Marathon zum Jahresende geschrieben und verschickt ist."
 
"Und wenn sie nicht vorsichtig sind, wird es auch E-Mails an die Personal-Abteilung über einen Versteckt-die-Wurst-Marathon geben!" ergänze ich.
 
"Die Leute hätten etwas gemerkt!" kontert der Chef empört.
 
"Nicht, wenn sie gar nicht wissen, daß sie die Nachricht bekommen haben. Wenn sie zum Beispiel im Spam-Ordner gelandet ist. Das gilt natürlich nur, bis sie von der Systembetreuung informiert werden, daß in den Ferien ein paar E-Mails fälschlicherweise als Spam identifiziert wurden und sie besser nachen sollten ..."
 
"Es gibt keinen Beweis!"
 
"Noch nicht - aber wir sprechen hier nicht von einem ordentlichen Gericht, sondern von der öffentlichen Meinung. Vor Gericht wird der Beweis gesucht, daß sie definitiv etwas gemacht haben. Doch vor der öffentlichen Meinung genügen schon Hinweise darauf, daß sie etwas getan haben könnten, um das Gerücht zu bestätigen, daß sie ein perverser Widerling mit einer Vorliebe für enge und geschlossene Räume sind ..."
 
"Es gibt trotzdem keinen Beweis dafür, daß ich die E-Mails geschickt habe."
 
"Oh, sie denken an forensische Untersuchungen von Computern?" sage ich. "Dann haben sie noch nicht die Werkzeugsammlung des PJ gesehen, mit der er Zeitstempel manipulieren und schlüpfrige Andeutungen und Bilder in ungenutzten Speicherbereichen der Festplatte unterbringen kann. Nicht zu vergessen natürlich die Möglichkeiten, den Exchange-Server zu manipulieren und Nachrichten zu bestimmten Zeiten abzuschicken - mit einem bestimmten Absender. Sie sind ein echtes Kunstwerk. So hervorragend, wie die 'Beweis-Erzeugung' funktioniert, werden sie sich selbst fragen, ob sie nicht doch versteckte Neigungen haben, die mit ein paar Stromschlägen therapiert werden müssen ..."
 
"Also ... was schlagen sie vor?"
 
"Ich denke, wir sollten all diese 'Mißverständnisse' hinter uns lassen und das neue Jahr mit einem unbeschriebenen Sündenregister eröffnen. Wir vergessen alles, was im vergangenen Jahr geschehen ist, und fangen im neuen noch einmal ganz von vorn an."
 
"Ich ... so könnte es gehen", gibt sich der Chef geschlagen.
 
"Ich nehme an, daß sie auch einige Äußerungen über den Wachdienst zurücknehmen wollen, die sie zum Jahresende machten?"
 
"Ich ... ja."
 
"Sie haben sich sicher müde gefühlt und aufgefühlt und etwas mißverstanden. Und jetzt bedauern sie zutiefst ihre haltlosen Anschuldigungen, die sie aus reiner Eifersucht und Gehässigkeit machten."
 
"Ich ... in Ordnung."
 
"Nun, würden sie ...?" sage ich und reiche ihm den Telefonhörer.
 
Fünf Minuten später ist der Anruf beendet. Mit etwas Hilfe vom PJ und mir gelingt es dem Chef, eine Geschichte über fürchterliche Cocktails, Mißgunst und hochprozentiges Bier zusammenzustottern, die ihn dazu brachten, Dinge zu sagen, die er nun bereut. Der Neanderthaler-Intellekt der Wachleute wird schließlich durch sie nicht überfordert.
 
"Und das war es dann?" fragt der Chef. "Es gibt also keine gefälschten E-Mails?"
 
"Pfadfinder-Ehrenwort. Tatsächlich bin ich so erfreut und erleichtert, daß ich all das Zeug, das sie im Sicherheitsschrank verloren haben, gar nicht mehr will."
 
"Ach ja. Das. Ich hebe es besser auf, meine Mitgliedskarte für das Fitneßstudio läuft ..." >Murmel< >KRACH<
 
"Ich dache, wir wollen das Jahr mit einem leeren Sündenregister beginnen?" fragt der PJ.
 
"Das Jahr hat vor zwei Wochen begonnen. Und jetzt helfen sie mir, den Safe mit Alufolie zum umwickeln, bevor jemand aus dem Branchenverzeichnis antworten kann ..."


 
b.o.f.h.

© Simon Travaglia, 23.01.2009, Übersetzung: thomas w. & tw_24, 2009.